Diese umfassende Ausstellung widmet sich jenem Jahrhundertkünstler, der mit kaum einer anderen Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts vergleichbar ist. Gezeigt werden über 150 Werke aus der renommierten Dalí Universe Collection, darunter Skulpturen aus Bronze, Objekte aus Glaspaste, vergoldete Kleinodien, surrealistisches Mobiliar sowie handsignierte Grafiken. Werke aus dieser Sammlung wurden bereits in über einhundert bedeutenden Museen und Ausstellungshäusern weltweit gezeigt und von mehr als zwölf Millionen Menschen gesehen. Die Präsentation eröffnet neue Perspektiven auf einen Dalí, der über seine berühmten Gemälde hinaus als multidisziplinärer Bildhauer, Illustrator und Denker wirkte.
„Die Malerei ist ein unendlich kleiner Teil meiner Persönlichkeit.“
– Salvador Dalí
Dalí war nicht nur Maler – er war ein multifacettierter Künstler im wahrsten Sinne des Wortes: Ikone des Surrealismus, Alchimist der Form, Virtuose der Gestaltung. Seine Ausdrucksformen reichten von Malerei, Skulptur und Literatur bis hin zu Möbelkunst, Schmuckdesign und sogar Werbung – stets mit einer eigenen Handschrift zwischen Exzess, Ironie und tiefer Symbolik.
Die Werke, die nun zum Großteil erstmals in Wien gezeigt werden, stammen aus der Privatsammlung von Beniamino Levi, einem der bedeutendsten Sammler Dalís und Gründer des Dalí Universe. In fünf Jahrzehnten wuchs daraus eine der weltweit umfassendsten Kollektionen dreidimensionaler Dalí-Arbeiten.
Im Fokus: Dalí in der dritten Dimension
Die Ausstellung erlaubt einen Einblick in jene Seite Dalís, die oft im Schatten seiner Gemälde steht – seine skulpturale Fantasie. Skulpturen und Objekte, in denen sich das surrealistische Spiel mit der Verwandlung in seiner ganzen Magie entfaltet. Werke aus Gold, leuchtender Glaspaste und ikonischem Möbeldesign spiegeln die Essenz jenes Geistes, den man aus seinen Gemälden kennt – und doch in neue Materialien gegossen.
Dalí war geprägt von den Meistern der Renaissance, leidenschaftlich interessiert an Wissenschaft, Mythologie und Religion. Sein paranoisch-kritischer Ansatz führte zu Werken voller doppelter Böden, verborgener Botschaften und absichtsvoller Verzerrungen. Dalí erforschte das Unbewusste, verhandelte seine Ängste, seine Obsessionen, seine Sexualität – und verwandelte sie in bleibende Bildsprache. Besonders spannend sind die Illustrationen zur Serie „Moses und die Monotheismus“ – mit Texten von Sigmund Freud, der Dalí maßgeblich beeinflusste. Durch die Anwendung psychoanalytischer Theorien entsteht ein faszinierendes Zusammenspiel von Psychologie, Religion und surrealistischer Kunst – etwa in der Skulptur „St. Georg und der Drache“, einer zentralen christlichen Erzählung, die Dalí als surrealistische Interpretation des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse darstellt.
Die Skulptur Hommage à Terpsichore nimmt einen prominenten Platz in der Ausstellung ein. Terpsichore, eine der neun Musen der griechischen Mythologie, galt als Göttin des Tanzes und des Chors. Ihr Auftritt in der Wiener Stadthalle ist mehr als nur symbolisch: Sie verkörpert Bewegung und Rhythmus – zentrale Elemente im Werk Dalís, die sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen ziehen.
Einige von Dalís ikonischsten Gemälden wurden von ihm selbst in skulpturale Formen überführt – darunter Atavistische Ruinen nach dem Regen und Mannequin Javanais (1969). Die Skulptur Toreador Halluciné hingegen besteht aus scheinbar zusammenhanglosen Objekten, die im Zusammenspiel eine neue, surreale Bedeutung erhalten.
Ein weniger bekannter, aber zentraler Aspekt von Dalís Werk ist seine Sammlung an Radierungen und Lithografien, die seine Auseinandersetzung mit Literatur widerspiegeln. Seine surrealistische Interpretation reicht von Klassikern wie Much Ado About Shakespeare (1968) bis zu den provokanten und skandalumwobenen Texten des Marquis de Sade (1969) – mal verspielt, mal verstörend, stets tiefgründig.
Die Thematik der Zeit, die ihn zeitlebens beschäftigte und faszinierte, findet ihren Ausdruck in Skulpturen wie Profile of Time und Woman of Time. Die berühmten „schmelzenden Uhren“, für die Dalí weltbekannt ist, tauchten erstmals in seinem Gemälde The Persistence of Memory (1931) auf. Dalís Haltung gegenüber der Zeit, dem „Hüter der Lebenszeit“, wird in diesen Werken deutlich: Seine Uhren sind oft schmelzend, eine Art von Symbolik, die er für Objekte verwendete, die er verachtete. Die Allgegenwart der Zeit und die Vergänglichkeit der Jugend werden durch diese verflüssigten Uhren sinnbildlich entkleidet. Dalís Zeitverständnis ist nicht mehr starr und mechanisch – sondern fließend, dehnbar, und offen für individuelle Bedeutungen.
Die Ausstellung gewährt Einblick in Dalís schöpferische Vielfalt und die Bandbreite der von ihm verwendeten Materialien – darunter auch die Zusammenarbeit mit der renommierten französischen Glasmanufaktur Daum Cristallerie. Dalí betrachtete Glaspaste als ideales Medium zur Darstellung von „Metamorphosen“. Die vergoldeten Objekte sind extravagante Kreationen aus Münzen, die zu fantastischen Ornamenten geformt wurden – versehen mit dem Antlitz des Künstlers selbst und seiner Muse und Ehefrau Gala. All diese Werke thematisieren den Übergang vom Flüssigen ins Feste, vom Weichen ins Dauerhafte – eine Transformation, die Dalí stets faszinierte.
Dalís Interesse an Möbeldesign hinterließ eine Ikone in der Welt des Designs: das unverwechselbare Mae West Lip Sofa.
Virtuelle Realität – Kunst mit allen Sinnen erleben
Als besonderes Highlight haben Besucher:innen vor Ort die Möglichkeit, in einer immersiven VR-Experience noch tiefer in Dalís Welt einzutauchen. Eine Reise in 360 Grad – in das Innere eines Geistes, dessen Imagination keine Grenzen kannte.
Ein Universum der Fantasie
Diese Ausstellung ist ein künstlerischer Irrgarten – ein sinnlicher Parcours durch ein Werk, das Traum und Wirklichkeit nicht trennt, sondern ineinanderfließen lässt. Jeder Raum ist eine Einladung in eine Welt voller Möglichkeiten: faszinierend, rätselhaft, manchmal humorvoll, oft tief berührend.
Diese Ausstellung zeigt keine Originalgemälde von Salvador Dalí – wohl aber selten gezeigte Skulpturen, Objekte und Grafiken aus der international renommierten Dalí Universe Collection.
Was Sie hier sehen, ist nicht der „Dalí der Museen“, sondern jener Dalí, der als Gestalter, Denker und Sammlerfreund erlebbar wird. Oder wie Dalí selbst gesagt hätte: „Das Original ist nur der Anfang – ich bin das Ende.“