Samstag, 13.09.2025
um 20:00 Uhr




Hand aufs Herz, Münder auf: Wie viele Lieder fallen uns ein, die wir aus dem Stegreif gemeinsam mit anderen singen können? Das ein oder andere Weihnachtslied vielleicht, Happy Birthday, und dann wird es auch schon dünn. Dabei helfen Lieder seit vielen Jahrhunderten, die Emotionen an Schwellenpunkten des Lebens – von der Hochzeit bis zur Beerdigung – zu verarbeiten, zu kanalisieren, womöglich erst richtig zu spüren. Juliet Fraser beklagt diesen kulturellen Verlust des ritualhaften Singens, und schließt sich selbst mit ein. Die britische Sopranistin hat das Singen zu ihrer Profession erhoben und während der Pandemie eine Sinnkrise durchlebt: Ihr Verhältnis zum Gesang war ernst, perfektionistisch und irgendwie entfremdet von den eigenen Emotionen, vom Gemeinschaftlichen geworden. So hatte sie eigentlich geplant, ihre Karriere zum Ende der Spielzeit 2024/25 mit einem dramatischen Abgesang zu beenden. Allerdings markiert unser diesjähriges Festival bereits den Beginn der neuen Spielzeit, und Fraser ist immer noch da. Sie hat in der Krise neue Orientierung gefunden – zurück zum Lied. Ihr neues Programm Lament: A Ritual of Letting go vereint Lieder aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen: Korsische Polyphonie und byzantinische Hymnen von Kassia, der ersten namentlich bekannten Komponistin des Abendlandes, sehnsüchtige Lieder von Josquin und Couperin, aber auch zeitgenössische Lamenti von Soosan Lolavar und James Weeks. Frei von Nostalgie will Juliet Fraser die Ausdrucksvielfalt der Stimme zelebrieren – intimer, verspielter und mutiger, gemeinschaftlicher und mit dem Wunsch, die Lücke zwischen der Musik und sich, aber auch dem Publikum ein kleines Stück zu schließen.

Eventdaten bereitgestellt von: oeticket

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